Weltwärts und Spenden – Diskussion

24. Mai 2010 12 Kommentare

Mit diesem Gastbeitrag möchte ich gerne ein Thema zur Diskussion stellen, welches die Leser dieses Blogs interessieren könnte, also insbesondere weltwärts Freiwillige. Die Meinung von denen die es bereits waren und sind oder die es werden wollen, die interessiert mich wiederum.

Es geht um die Beschränkung der Spenderkreise bei weltwärts.

Die Entsendeorganisationen erhalten durch das BMZ eine Förderung von maximal 580 Euro pro Freiwilligen und Monat, womit wiederum maximal 75% der Kosten abgedeckt werden können. Folglich sind 100% 773 Euro. Die fehlenden 25%, also 193 Euro, müssen von der Organisation selber aufgebracht werden und alles was über die Gesamtsumme hinaus geht natürlich auch. Diese 25% dürfen die Organisationen teilweise auch über Spenderkreise der Freiwilligen abdecken, die maximal 150 Euro pro Monat und Freiwilligen umfassen können – so blieben mindestens 43 Euro pro Freiwilligem und Monat bei den Organisationen an Kosten. Laut weltwärts-Richtlinie ist der Aufbau eines solchen Spenderkreises nicht nur in der Höhe beschränkt, sondern auch freiwillige. Die Freiwilligen dürfen also maximal freundlich aufgefordert werden ihn aufzubauen.

Die Beschränkung ist bei den Entsendeorganisationen höchst unbeliebt, ich selber halte sie jedoch für eine ganz passable Idee. Meiner Meinung nach gibt es unter Freiwilligendiensten kaum etwas wie einen „freien Markt“. Kaum ein Interessent kennt alle Angebot für Freiwilligendienste und kaum einer kann daher gut vergleichen und sich gegen überhöhte Preise oder schlechte Qualität entscheiden. Es ist den Freiwilligen also kaum einsichtig, ob eine frei von der Organisation festgelegte Summe auch den tatsächlichen Aufwendungen entspricht, kurz: Er weiß nicht, ob er abgezockt wird. Was er für sein Geld bekommt, war vor der Zeit von weltwärts auch kaum abzuschätzen. Auch dieser Punkt ist meines Wissens nach mittlerweile wenigstens etwas besser geworden.

Hat ein Freiwilliger zudem einmal unterschrieben, so hat er sich meist unwiderrufbar gegen andere Angebote, also Studium oder Freiwilligendienst bei einer anderen Organisation entschieden. Er ist der gewählten Organisation weitgehend ausgeliefert und kann bei Problemen nicht ohne weiteres einfach mal so wechseln.

Die Organisationen argumentieren nun gerne, dass man ihnen das Sammeln von Spenden in beliebiger Höhe nicht verbieten könne – meiner Meinung nach ist das ja auch nicht der Fall. Es werden lediglich die Spenden beschränkt, die von der Organisation unmittelbar mit dem Freiwilligendienst in Verbindung gebracht werden (solche Spenden bewegen sich meines Wissens nach durchaus im rechtlichen Graubereich, da das Vorgehen nicht weit entfernt ist vom „sich einkaufen“). Jede Person kann der Organisation selber ja zusätzlich noch beliebig viel für ihre allgemeine Arbeit spenden. Dass dies anscheinend nicht so gut klappt, ist für mich ein Hinweis darauf, wie eng die Spende des Spenderkreises in der Kommunikation mit dem einzelnen Freiwilligendienst verbunden wird und sie daher auch gut einzutreiben ist. So oder so habe ich das Gefühl, dass einige Organisationen diese 150 Euro pro Monat bzw. allgemein den Spenderkreis wie ein Preisschild verwenden und die genannte Summe gilt es vom Freiwilligen dann ranzuschaffen, will man die eigene Ausreise nicht in Gefahr bringen. Nebenbei würde es mich also auch interessieren, wer die Erfahrungen hat machen können, dass er oder sie von seiner Entsendeorganisation wegen zu geringem Spenderkreis unter Druck gesetzt wurde.

Was also denkt ihr über den Spenderkreis? Führt die Beschränkung dazu, dass die Freiwilligen fairer behandelt werden? Sollte man die Beschränkung lieber aufheben und beliebig umfangreiche Spenderkreise zulassen, damit die Organisationen den Freiwilligendienst machen können, der ihnen vorschwebt? Ist die Deckelung ein administrativer Fehlgriff, der seinen Zweck nicht erfüllt? Oder habt ihr die Erfahrung gemacht, dass Sohn/Tochter von gut verdienendem Zahnarzt-Vater sich zu schade war Spenden zu sammeln, was die neue Form des Spenderkreises möglich macht?

Über eine lebhafte Diskussion würde ich mich freuen!

Anmerkung zum Autor: Christian Wienberg war 2002/03 für seinen Zivildienst in Tansania und ist seit 2006 Mitglied im Vorstand von grenzenlos e.V. – der Vereinigung internationaler Freiwilliger. Seit 2008 ist er Mitglied im weltwärts-Beirat und vertritt dort die Interessen der Freiwilligen.

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12 Responses to “Weltwärts und Spenden – Diskussion”

  1. Erik Says:

    Ich habe für meinen Freiwilligendienst damals 3500 Euro gezahlt. Das ist natürlich erst mal verdammt viel Geld, aber im Nachhinein finde ich es gut. Durch das Spenden sammeln hat man sich erst einmal intensiv mit dem Projekt auseinander gesetzt und vor allem auch überlegt ob man das ganze auch wirklich machen will.

    In der Klasse von meinen Bruder wollen viele mit Weltwärts weg, die Begründung ist aber bei fast allen, das sie so einfach mal billig ins Ausland kommen. Diese Einstellung finde ich einfach nicht richtig

  2. Henrik Says:

    Ab August mache ich ein weltwärts-Jahr. Entsendeorganisation ist bei mir der Deutsche Entwicklungsdienst. Das heißt, dass ich keinen Spenderkreis aufbauen muss.

    weltwärts ist von seiner Grundidee her ein Kulturaustausch mit Entwicklungsländern (so ähnlich wird es auf der Homepage angegeben). Die FDP hat schon Recht, wenn sie sagt, dass weltwärts ein Auslandsprogramm für Abiturienten ist. Wäre es nun aber möglich den Spendenkreis beliebig “teuer” zu machen – und es ist irgendwie ethisch komisch, dass ein Spende einen gewissen Betrag haben _muss_ – könnte es sogar ein Auslandsprogramm für Abiturienten mit reichen Eltern werden.

    Aus Erzählungen weiß ich auch, dass die Mittel aus dem Spenderkreis noch vor Ausreise an die jeweilige Organisation zu überweisen sind. Das halte ich für fragwürdig, auch wenn ich verstehen kann, dass diese Gelder notwendig sind. Grundsätzlich sollte der Spenderkreis auch in der Lage sein, wirklich jeden Monat Geld zu bezahlen und nicht einmalig. Und eben nicht das Tarnmittel sein, um Gelder einzutreiben, mit denen die Entsendung überhaupt nur zu stemmen wäre.

  3. Jenny Says:

    ich finde diese Pflichtspenden sollten komplett abgeschafft werden ..

  4. Jonas Says:

    Ich werde im August über die Weltweite Initiative für Soziales Engagement nach Nicaragua gehen.
    Und ich finde das Spendensammeln absolut nötig. Kommt aber immer auf die Organisation an. Wenn diese natürlich von Staat oder Kirche mitfinanziert wird, sind eventuelle Spenden nicht nötig. Wie soll aber ein Träger, der eventuell auch noch ungeförderte Stellen besetzt bitte das fehlende Geld alleine aufbringen? Wer hat so viele Dauerspender, dass er es sich leisten kann, seine Freiwilligen so einzusetzen? Natürlich gibt es da auch wieder welche, bei denen das so ist, aber bei weitem nicht bei allen.

    Außerdem ist das, was Erik gesagt hat richtig: Wer spenden sammeln muss, muss sich schon im Vorhinein aktiv mit seinem Dienst auseinandersetzen. Für einige ist das immer noch eine Art “günstiger Weg ins Ausland, wo ich denen mal zeigen kann, wie man richtig lebt”.

    Ich weiß nicht, wann die Organisation die Weltwärts-Gelder genau bekommen, aber vor dem Jahr müssen z.B. die Flüge gebucht werden, was mal locker 1000€ sein können. Und je nachdem, wann man die Förderungs-Gelder bekommt ist man auf die Spenden im Vorhinein angewiesen.

  5. Henrik Says:

    Hallo Jonas.

    Ich habe anhand deiner Homepage gemerkt, dass du in ganz anderer Weise von den Kürzungen betroffen bist und es dir daher sehr nahe geht. Ich bewundere euch, dass ihr die Spendengelder für alle einsammeln wollt. Ihr scheint eine sehr solidare Gruppe zu sein.
    Allerdings bitte ich dich auch darum, meine Argumentation nicht falsch zu interpretieren. Ich bin nicht gegen Vereine, die Spendengelder benötigen, sondern hinterfrage den Sinn der Spendengelder an sich.

    Wenn ich meine vorige Argumentation weiterführe, komme ich zu dem Schluss, dass das weltwärts-Programm ruhig alle Kosten tragen könnte.
    Dass würde die Zahl der Freiwilligen vielleicht um ein Viertel verringern, aber gleichzeitig auch die Auswahlseminare verschärfen, sodass weniger Freiwillige mit dieser “Urlaubsmentalität” starten würden. (Okay, das sagt sich einfach, wenn man bereits einen Platz hat…)

    Du hast Recht, wenn du sagst, dass man sich mit dem Dienst (ich ergänze es um Land und Kultur) auseinandersetzen sollte. Aber tust du das, wenn du Spenden sammelst…? Gelder, die an anderer Stelle vielleicht sogar nützlicher einsetzbar wären, als in unserem Freiwilligendienst? Denn weltwärts sollte man auch grundsätzlich mit einem kritischen Auge betrachten und nicht nur auf die anderen zeigen, die Urlaub machen wollen…

    Der Haken an der Sache ist, dass jede Fussels-Organisation ankommen könnte. Die 25 Prozent Eigenleistung sind also eine Motivationshürde, die es zu leisten gilt, damit Organisationen nicht im unbegrenzten Kontingent entsenden. Diese Eigenleistung wird i.d.R. aber von den Freiwilligen getragen. Was hält man jetzt also davon?

    Ich wünsche euch trotz allem noch viel Glück bei der Spendensammlung und eine lebenswerte Erfahrung in Nicaragua und wo ihr eben hinfahrt.

    Und dann noch eine kurze weltwärts.de Recherche:

    “Nach der Bewilligung der Zuschussmittel durch das BMZ, können Sie die Barmittel mit dem Formblatt zur “Mittelanforderung” beim weltwärts-Sekretariat für die in einem Zeitraum von 2 Monaten anfallenden Kosten abrufen. Entsprechend den allgemeinen zuwendungsrechtlichen Vorschriften erfolgt der Abruf der Mittel in einem anteiligen Verhältnis von jeweils bis zu höchstens 75% Zuwendungsmittel und 25% Eigenanteil der EO.”

    Die Gelder können also offensichtlich im Voraus beantragt werden. Das heißt 1000€ Flug usw. bedeuten 250€ vorstrecken.

  6. Jürgen Says:

    Hallo an alle,
    ich habe noch ein neues Argument aus Sicht einer Entsendeorganisation.

    Aber zuerst: Ich hatte mir vor 25 Jahren selbst ein Praktikum in Costa Rica organisiert. Das war für mich so prägend, dass ich später ab 2001 ein Freiwilligenprogramm in Bayern für die Evang. Kirche aufgebaut habe. Heute entsenden wir über 40 Jugendliche. Das kostet uns viel Geld (auch bei weltwärts-Förderung) und vor allem Arbeitszeit.

    Ich verstehe das Freiwilligenprogramm in erster Linie als Lernprogramm. Und ich möchte, dass die Erfahrungen, die im Ausland gesammelt werden, auch Anderen in Deutschland zugute kommen. Deshalb sind die Rundbriefe an den Spenderkreis für mich mindestens so wichtig wie die Spendeneinnahmen. Und wer von einem jungen Menschen vor der Ausreise schon informiert wurde und 10 Euro pro Monat locker macht, die oder der liest die Rundbriefe viel intensiver. Manchmal sind das Schulklassen oder Jugendgruppen, die so “mit im Ausland” sind.

    Versteht mich nicht falsch – Erfolg kann nicht immer in Zahlen gemessen werden. Aber für mich weiten jetzt nicht nur 40 sondern über 400 Menschen ihren Horizont durch unser Freiwilligenprogramm!

  7. Christian Says:

    Ich freu mich sehr über die rege Diskussion zu Spenderkreisen im allgemeinen und deren Sinn und Zweck! Aus aktuellem Anlass möchte ich mir jedoch erlauben, all hier Diskutierende um eine konkrete Einschätzung zu einem Detail zu bitten:

    Wie schon erwähnt, setzen sich aktuell einige Organisationen dafür ein, dass sie von ihren Freiwilligen mehr als nur 150 Euro pro Monat an Spenden “erbitten” können. Also 200 oder 300 Euro Spenden pro Monat im Ausland, was zurzeit noch nicht erlaubt ist. Damit möchten die Organisationen mehr Freiwilligen Möglichkeiten eröffnen – es soll also genau entgegen dem Vorschlag von Henriks zweitem Kommentar laufen.

    Haltet ihr das für ne dumme Idee oder für sinnvoll? Zwingt uns die aktuelle Haushaltslage dazu und wir sollten dies einfach akzeptieren? Denkt ihr, dass eine solche Summe von den Organisationen mit Bedacht umgesetzt wird (der Kommentar von Jonas und der Solidargemeinschaft läst darauf schließen) oder vermutet ihr bei 300 Euro Spendenkreis eher eine Abzocke?

    Eriks Argument verstehe ich: Viele Interessierte sehen weltwärts insbesondere als einen besonders billigen Abenteuertrip. Pflichtspenden (@Jenny die es bei weltwärts nicht geben soll, Spenden sind laut Richtlinie freiwillige, ob das in der Praxis so ist, steht wo anders geschrieben) würden, glaub ich, nur andere Probleme schaffen: Es gibt nun mal ernstahft Interessierte und Engagierte, die nicht so viel Kohle mitbringen und die, die sichs vielleicht auch ohne eine Förderung leisten könnten, sind vielleicht nicht immer die Motiviertesten. Das sind Pauschalurteile, ich weiß, aber problematisch fände ich eine hohe Pflichtspende in jedem Fall. Mit den “Billigurlaubern” muss meiner Meinung nach auf anderem Wege umgegangen werden. Wenn jemand dazu ne gute Idee hätte, also bezüglich der “Billigurlauber”, fände ich das auch mal spannend. Ich selber habe mal Freiwillige (beim DED) ausgewählt und muss sagen: Ich hatte nicht das Gefühl, wirklich gut erkennen zu können, wer sich gut verkauft und nur Urlaub machen will und wer sich ernsthaft engagieren möchte. Auswahlseminare sind zwar notwendig aber auch nur ein schwaches Instrument.

  8. Christian Says:

    Als persönliche Anmerkung noch: Ich finde Spenderkreise klasse! Wie Jürgen schon geschrieben hat, sind sie nicht nur zur Finanzierung da und können wenigstens Teilweise dafür sorgen, dass nur ernsthaft interessierte sich der Sache annehmen, sondern sie schaffen auch Öffentlichkeit. So gut ich sie finde, stellt sich mir doch die Frage, wie ein guter Spenderkreis aussehen sollte und wie nicht.

  9. Heiner Says:

    Persönlich finde ich einen Spendenkreis sehr gut. Eine Komplettförderung ohne Spendenkreis hätte das Problem, dass die Touri Freiwilligen noch stärker vertreten werden.
    Die Höhe des Spenderkreises ist für mich dabei eher zweitrangig. Ob 150 Euro, 300 Euro oder auch nur 50 Euro im Monat ist mir fast egal, wichtig ist nur, dass der Verein eine gewisse Sicherheit hat und mit diesen Geld auch rechnen kann.

    Die Durchführung eines Freiwilligendienstes ist sehr teuer und gerade kleinere Vereine können nicht alles aus eigener Tasche zahlen. Persönlich würde ich mich daher dafür einsetzten, dass aus der Spende ein monatlicher Beitrag gemacht wird, welchen der Freiwillige definitiv entrichten muss. Dabei soll er optional die Möglichkeit habe, dass ganze durch einen Spenderkreis zu machen.

    Befürworten würde ich übrigens auch einen Verwendungsnachweis der Gelder (mit Veröffentlichung), damit es mehr Transparenz gibt und alle wissen das die Gelder auch wirklich nur für den Freiwilligendienst verwendet wurden. Dies verhindert ein Missbrauch der Gelder und gibt den Freiwilligen erst einmal eine Vorstellung davon, was ein Freiwilligendienst so kostet. Viele können sich gar nicht vorstellen, dass für manche Projekte die Kosten über 9000 Euro liegen.

  10. Simon Says:

    Hey,

    ich gehe im August genauso wie Jonas mit der Weltweiten Initiative nach Südafrika.

    Die Gedankenanstöße von Heiner kann ich nur unterstützen! Ich finde einen Spendenkreis auch sehr, sehr wichtig. Es geht nicht nur um das Geld ansich, sondern auch um die Erfahrung die man als (meistens) Abiturient beim Fundraising sammelt. Man setzt sich intensiv damit außeinander -> will ich das wirklich und steh ich 100% dahinter, da einen Spendenkreis aufbauen schon eine menge Arbeit macht.

    Bei uns ist es auch so, dass wir sehr stark als Jahrgang bzw. generell in unserem Verein auf Solidarität setzen. Umgangssprachlich heißt das: Alle für einen – Einer für alle. Es geht nicht darum, dass wir zu ihrgendwas gezwungen werden, jedoch wächst man mehr zusammen, wen man ein gemeinsames Zeil hat – Probleme werden disskutiert und nicht nur von oben durch den Vorstand bestimmt.

    Gerade durch die Offenheit und Vertrautheit zwischen Vorstand, Ehemaligen und Bald-Freiwilligen ist schonmal eine gewisse Grundtransparenz gegeben. Das find ich super. Klar gibt es noch hier und da einige Punkte wo man dran arbeiten kann und muss, aber wer ist schon “perfekt”?! Durch das intensive zusammenarbeiten lernt man die Personen auch mehr kennen und kann unterscheiden zwischen Leuten die nur einen Billigurlaub haben wollen und welchen, die es wirklich ernst meinen.

    Ich sehe gerade bei großen Vereinen mit mehr als 100 FW Plätzen die Gefahr, dass sich alles anonymisiert. Leider kann ich das nur vermuten, da ich nicht ein einem “riesen” Verein bin. Intresannt wäre mal eine Meinung von Ehemaligen und Bald FW aus solchen Vereinen.

  11. Henrik Says:

    In meinem weiteren Bekanntenkreis habe ich mit Leuten gesprochen, die mir vorrechneten, dass sie 164€ Kindergeld ja auch während des Auslandaufenthaltes erhalten und damit die 150€ letztendlich decken können. Ich schätze mal, es werden nicht die einzigen sein.
    Für Freiwillige, die aus einem finanziell halbwegs abgesicherten Haushalt kommen, könnte der Spendenkreis also problemslos teurer werden. Er müsste es auch, um den mehrfach genannten Auseinandersetzungsprozess zu fördern.
    Aber was macht man dann mit denjenigen, bei denen das Kindergeld ein wichtiger Bestandteil des Haushaltseinkommens ist? Sie müssen noch mehr Spender finden.

    Für diese Diskussion entscheidende Fragen wären: “Wie viele Freiwillige braucht die Welt eigentlich? Und wo?” und “Wie viel Geld sollten wir dafür übrig haben?”

    Aber ich kann diese Fragen nicht beantworten. Wer kann das überhaupt? Egal, ob und wie viel Geld ihr bezahlt habt, ich wünsche uns einen lehrreichen Aufenthalt und am besten diskutieren wir in einem Jahr nochmal aufs Neue ;)

  12. Tina Says:

    Hallo an euch alle,
    ich möchte in diese spannende Diskussion gerne die Sicht eine kleinen Entsenders einbringen.

    Ein Freiwilliger kostete in der Entsendung durch unseren Verein im letzten weltwärts-Jahrgang 9.500 Euro (also gut 790 Euro pro Monat). Die Kosten sind bei uns so hoch, weil da u.a. 750 Euro Projektgeld pro Freiwilligen in seiner Einsatzstelle drin sind, die die Einsatzstelle nutzen kann, wenn sie selbst die Hälfte der Kosten des gewünschten Projektes beiträgt.
    Durch Entsendung von mehr Freiwilligen würden die Kosten pro FW bestimmt fallen … das ist aber nicht unser Weg, sondern wir möchten eine hohe Qualität wahren.
    580 Euro pro Monat zahlt das BMZ von den 790 anfallenden. Die FW tragen, wenn es bei ihnen mit dem Fundraising klappt, 150 Euro pro Monat bei, d.h. unser Verein muss pro FW und Monat noch 60 Euro zuzahlen. Das sind bei 16 FW als Entsender-Eigenanteil 11.520 Euro pro Freiwilligenjahrgang bei uns.

    Wo kommen die her? Unser Verein hat ca. 250 Mitglieder, die einen nicht zu hohen Jahresbeitrag zahlen. Aus den Mitgliedsbeiträgen werden auch noch andere Projekte neben weltwärts finanziert.
    Für uns als Entsender ist es jedes Jahr wieder schwierig, die 11.500 Euro selbst einzuwerben, und zwar Einwerben als Unterstützung für 16 Leute, die FWD machen. Geldgeber wollen meist sehen, dass irgend ein Bauwerk entsteht oder etwas Sichtbares zumindestens … Das sind Freiwillige für viele Geldgeber nicht.
    Wenn jetzt von den 16 noch welche ihren erwünschten Beitrag von 150 Euro pro Monat nicht erreichen, kommen die noch oben drauf auf die 11.500 Euro, die unser kleiner Verein jedes Jahr neu einwerben muss.

    Diese direkten Zahlen aus unserem kleinen Verein sind ein Praxisbeispiel …
    Soweit die Sicht eines kleinen Entsenders, der dafür eintritt, dass sich jeder Freiwillige bemüht, 1800 Euro durch Fundraising und Spenderkreise beizutragen. Denn neben der finanziellen Seite trägt das Fundraising auch inhaltlich sehr zur eigenen Auseinandersetzung mit dem Freiwilligendienst bei.

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